Lebensbericht von Nico Borissov 

Ich komme aus einem ostdeutschen atheistischen Elternhaus und ich erinnere mich, dass über Gott und die Bibel immer wieder Witze gemacht wurden. Ich hatte stets ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, die mich alleine großgezogen hat. Obwohl ich einerseits viel Liebe von ihr erfahren habe, war sie mir in vielen Bereichen nicht immer ein gutes Vorbild. Schon früh kam ich mit Drogen in Kontakt: Mit 12 Jahren begann ich zu rauchen, mit 13 hatte ich die ersten Erfahrungen mit Alkohol und Cannabis und im Laufe meiner Jugendzeit habe ich immer wieder auch härtere Drogen konsumiert. Bei einem dieser Erlebnisse fand mit 17 Jahren mein erster ´Horrortrip` statt, woraufhin ich zumindest für einige Jahre die Finger von den ´härteren Sachen` ließ. Ich hatte in meiner Jugend oft das Gefühl, mich beweisen zu müssen, um von Anderen Anerkennung zu bekommen. Aus diesem Grund tat ich viele unsinnige Dinge. Dazu gehörten Diebstahl, Einbruch, Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Drogenbesitz, was mir viele Sozialstunden und Geldstrafen eingebracht hat. Diese rebellische Phase meines Lebens wirkte sich zudem auf meine Schulbildung aus und ich kann heute froh sein, überhaupt einen Schulabschluss zu haben. Rückblickend habe ich erkannt, dass mir gerade in diesen Jahren eigentlich der Vater gefehlt hat, der mir die nötige Anerkennung hätte geben sollen.

Seit meiner Jugendzeit habe ich von Zeit zu Zeit immer wieder eine große Leere in mir gespürt, die mit den tiefen existenziellen Fragen zu tun hatte. Woher komme ich und wohin gehe ich nach dem Tod? Was ist der Sinn meines Lebens? Ich hatte das Gefühl, das es auf jeden Fall etwas Größeres geben muss, dass uns alle verbindet. Aber wer oder was war dieses ´Größere`? Zudem war da immer eine gewisse Enttäuschung bei menschlichen Beziehungen. Ich hatte das Gefühl, dass es doch mehr geben muss als das, was Menschen mir geben können.

Mit etwa 19 Jahren, habe ich angefangen, Musik zu machen, als DJ aufzulegen und in den darauffolgenden Jahren Parties zu organisieren. Ich lebte für einige Zeit in Berlin und dort kam ich automatisch mit unterschiedlichen alternativen Weltanschauungen in Kontakt. Ich habe mich mit Philosophie und verschiedenen Religionen auseinandergesetzt und viele lange Gespräche über diese Themen geführt. Von den meisten meiner Freunde und Bekannten bekam ich eigentlich immer die gleichen Antworten: »Alles was du suchst, findest du im Endeffekt in dir! Du musst einfach weiter in dir selbst suchen.« Doch ich hatte das Gefühl, je mehr ich in mir selbst suchte, desto weniger finde ich die Antworten auf die Fragen nach Identität und Sinn. Die Suche ging also weiter.

In meiner Zeit als DJ kam ich dann wieder mehr mit Drogen in Berührung. Ich würde nicht sagen, dass ich abhängig war, jedoch war Feiern ohne Drogen und Alkohol nicht denkbar. Ein weiterer Bereich, in dem ich meine Bestätigung gesucht habe, waren sexuelle Beziehungen. Ich hatte zwar längere Beziehungen, doch nebenbei immer Affären und One-Night-Stands. Das Partyleben und die sexuellen Erfahrungen waren kurzzeitig sehr befriedigend, aber nach einer Weile kam immer wieder diese Leere und die Fragen nach dem Sinn des Lebens auf.

2005 feierte ich mit Freunden Silvester und wir haben eine uns nicht bekannte Droge konsumiert. Ich hatte wieder einen ziemlich ´üblen Horrortrip`, der damit endete, dass ich chronische Angst-und Panikattacken bekam. Daraufhin habe ich aufgehört Drogen zu konsumieren und auch meinen Alkoholkonsum heruntergefahren. Zu den regelmäßig wiederkehrenden Angst- und Panikattacken gesellten sich dann auch wieder meine ´alten existenziellen Fragen` und das Leben erschien mir in dieser Zeit wirklich so sinnlos wie nie zuvor. Ich habe mehrmals daran gedacht, ob es nicht besser wäre, mir das Leben zu nehmen. Kurzzeitig war ich dann bei einem Psychotherapeuten, was in meinen Augen jedoch nicht viel gebracht hatte.

Genau in dieser Zeit hat meine Mutter nach einer Reihe von spirituellen Erfahrungen ihr Leben Jesus gegeben und sich somit zum christlichen Glauben bekehrt. Man muss dazu sagen, dass sie schon viele Jahre auf der Suche war und alle möglichen esoterischen Methoden ausprobiert und auch selbst praktiziert hatte. Für mich war somit ´die Sache mit Jesus` zunächst auch nur ein weiterer spiritueller Lebensabschnitt. Nach geraumer Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass da eine echte persönliche Veränderung bei ihr stattfindet. Sie wurde auf einmal so ruhig, ausgeglichen und sie wusste, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Sie hat ganz offen mit mir über die Bibel und vor allem über das Werk Jesu am Kreuz gesprochen. Jedoch ging es mir nicht in den Kopf, warum ich Erlösung von Sünde bräuchte. Schließlich war ich in meinen Augen ein guter Mensch – zumindest besser, als viele andere Menschen. Zudem war die Kirche als Institution für mich lediglich ein System und ich konnte mir nicht vorstellen, dass man dort Gott begegnen könne. Sie erzählte mir auch von einem Seminar, an dem sie teilgenommen hatte. Dort erlebte sie wie Menschen durch Gebet von körperlichen und seelischen Beschwerden geheilt wurden. An dieser Stelle wurde ich auf einmal sehr offen, da ich nichts lieber gehabt hätte, als frei von meinen Angst- und Panikattacken zu werden. Sie ermutigte mich, Jesus durch ein Gebet in mein Leben einzuladen, um durch die Beziehung zu ihm, Heilung zu empfangen. Ich war zunächst sehr skeptisch, da es mir wirklich albern vorkam, zu einer unsichtbaren Person zu reden. Doch aufgrund meines damaligen Zustands war ich sehr offen und hatte nichts zu verlieren. An diesem Tag lud ich Jesus durch ein Gebet in mein Leben ein.

In den darauffolgenden Monaten ging ich mit meiner damaligen Lebensgefährtin für einige Zeit ins Ausland und durch die neuen Eindrücke ging es mir ´psychisch` ein wenig besser. Dennoch waren meine Fragen und diese ´innere Leere` mein täglicher Begleiter. Ich blieb weiterhin telefonisch in Kontakt mit meiner Mutter und sie schickte mir nach einiger Zeit eine Bibel. Eines Abends saß ich alleine auf dem Sofa und blätterte – ohne wirklich etwas zu verstehen – durch die Seiten der Bibel. Plötzlich überkam mich beim Lesen ein sehr intensives Gefühl der Liebe, das ich bisher nicht kannte. Zeitgleich hörte ich eine Stimme in meinem Herzen, die sagte: »Ich liebe Dich mein Sohn und ich möchte, dass du mir nachfolgst.« Ich brach sofort in Tränen aus. Ich hatte bis dato in meinem Leben – gerade durch Drogen und sexuelle Erlebnisse – sehr viele intensive emotionale Erfahrungen. Aber was ich dort erlebte, übertraf all das. Es war wie eine Mischung aus intensiver Liebe, Energie, Kraft und Frieden und es fühlte sich an, wie wirklich ´zu Hause` anzukommen. Ich erzählte meiner Mutter von diesem Ereignis und sie ermutigte mich daraufhin, vor Ort einmal eine Evangelische Freikirche zu besuchen, was ich dann nach einiger Zeit auch tat. Ich schlich mich ganz unauffällig hinein und setzte mich auf einen der Plätze in der letzten Reihe. Als nach einigen Ansagen des Moderators dann die Lobpreis-Musik anfing zu spielen, überkam mich wieder dieses Gefühl der Liebe und ich hörte erneut diese sanfte Stimme zu meinem Herzen sprechen: »Ich liebe Dich mein Sohn.« Ich besuchte dann diese Kirche in unregelmäßigen Abständen und wurde jedes Mal wieder neu berührt. Nach diesen bedeutenden Erfahrungen erlebte ich ein inneres Drängen mich mehr und mehr mit Jesus und dem christlichen Glauben zu befassen. Ich las regelmäßig in einer Art Andachtsbuch und immer wieder die Bibel. Obwohl ich weiterhin ganz bewusst meinen ´alten Lastern` nachgegangen bin, spürte ich gleichzeitig eine Art Reue über meinen damaligen Lebensstil und ein Verlangen danach ein heiliges leben zu führen.

Zurück in Deutschland besuchte ich ein christliches Seminar. Obwohl mir anfangs alles irgendwie fremd erschien, erlebte ich wieder intensiv die ´Gegenwart Gottes `. An einem der Tage ging es um Sündenbekenntnis und mir wurde zum ersten mal so richtig bewusst, was ich bisher für ein unmoralisches Leben geführt hatte. Einer der Punkte, der mich mitunter am meisten traf, war die Zustimmung zu einer Abtreibung, als ich 19 Jahre alt war. Mir wurde klar, dass – egal wie man es sich hindreht – es eigentlich Mord ist und es im Endeffekt keine Rechtfertigung dafür gab. Diese und andere Fehler aus meiner Vergangenheit lud ich symbolisch an einem aufgestellten Kreuz ab und bat Jesus um Vergebung. Tiefe Erleichterung und Gewissheit über Gottes Vergebung waren die Folgen. Es war, wie wenn ich einen schweren Rucksack abladen durfte. Es geschahen weitere intensive Erlebnisse in diesen Tagen, die mich schlussendlich zu der Entscheidung führten, Jesus ernsthaft nachzufolgen und mich taufen zu lassen.

Ich schloss mich daraufhin einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in meiner Heimatstadt Passau an. Beim Bibelstudium fand ich klare Antworten auf meine existenziellen Fragen und je mehr ich mein Leben nach biblischen Werten ausgerichtet habe, desto mehr positive Veränderungen erlebte ich. Durch die Inanspruchnahme von Gebet und Seelsorge wurde ich frei von Süchten, falschen Haltungen sowie Angst- und Panikattacken. Nach einigen Jahren spürte ich Gottes Führung im Gebet in den vollzeitlichen Geistlichen Dienst zu gehen. Ich besuchte eine Bibelschule mit anschließendem Fernstudium in Theologie. Seit 2013 konnte ich verschiedene missionarische sowie humanitäre Projekte im In- und Ausland ins Leben rufen. Ich bin seit neun Jahren verheiratet und Vater von zwei wunderbaren Töchtern. Zusammengefasst kann ich sagen, dass mein Leben eine 180-Grad Wende genommen hat: Ich bin wirklich ´zu Hause` bei Gott angekommen, meine Fragen wurden beantwortet, ich wurde frei von negativen Einflüssen und habe meine Berufung gefunden.